Was läuft für Sie schief in der Welt? Was gefällt Ihnen nicht – in Ihrem Job, bei uns in Deutschland, in Ihrem persönlichen Leben? Was verunsichert Sie?
In so vielen Bereichen stehen wir an einem Scheideweg. Macht uns die AI als Menschen obsolet oder als Menschen reicher? Stehen wir als Gesellschaft zusammen oder agiert jeder für sich? Schaffen wir die Energiewende oder schafft sie uns? Digitalisierung, Deindustrialisierung, Polarisierung, Entbürokratisierung, Krieg, Inflation etc. pp.
Ich bin ein Mensch, wie wahrscheinlich viele von uns, der sich Harmonie und Zugehörigkeit wünscht. Und so will ich manchmal die Nachrichten nicht einschalten. Will ich es machen wie die drei Affen: Nichts hören, nichts sehen, nicht sagen. Vor allem, wenn ich sehe, dass wir uns mit Symptomen oder Themen beschäftigen, die die fundamentalen Dinge nicht angehen. Statt mich zu ärgern, beobachte ich inzwischen und sage mir: Irgendwann wird es jeder verstanden haben und dann ist es die Zeit für echte Veränderung.
Aber das alleine geht nicht – ich bin der, der Verantwortung übernehmen kann, nicht für alles, was meiner Ansicht nach schief läuft, aber ich habe einen Einflussbereich. Und Sie übrigens auch …
Verantwortung statt Schuld
Denn klar, ich bin nicht der, der die Inflation verursacht hat, ich war nicht dabei, als über die Energiewende und den Atomausstieg abgestimmt wurde, ich bin es nicht gewesen – und Sie sicherlich auch nicht (es sei denn, Sie Herr Putin, lesen meinen Blog) –, der den Befehl gegeben hat, in den Krieg zu ziehen. Verursacher von vielen Dingen, die unser Leben und unsere Zukunft beeinflussen, bin ich nicht. Und doch habe ich für dieses Leben und die Zukunft die Verantwortung.
Weil ich sie mir nehme, statt die Schuld bei anderen zu suchen.
Die Schuld bei anderen zu suchen, ist ein gängiges Denken, vor allem dann, wenn jemand selbst orientierungslos ist, ihm der eigene Kompass fehlt. Was passiert, wenn ich die Schuld für etwas, das mir widerfährt, bei anderen suche? Ich gebe diesen anderen die Macht über mein Leben und meine Zukunft. Ich opfere meine Freiheit, um mich mit der Suche nach Schuldigen, der eigenen Verantwortlichkeit zu entziehen.
Ein solches Denken führt dazu, dass die Umstände und die Welt, wie sie ist, perpetuiert werden, eine Wiederholung des Immergleichen … Weil ich die anderen einfach machen lasse.
Verantwortung übernehmen
Und gerade weil mein Einfluss begrenzt ist, weil Ihre Einflussnahme als möglicher Verursacher begrenzt ist, halte ich es für enorm wichtig, in dem Bereich, in dem wir wirken können, die Verantwortung zu übernehmen. Und sie nicht an scheinbar übermächtige Gestalten abzugeben.
Was kann ich beitragen? Das ist eine Frage, die sich dann stellt. Mir gefällt etwas nicht. Was kann ich beitragen, damit es anders wird? Mir gefällt nicht, dass Konzerne mit künstlicher Intelligenz mein Leben bestimmen könnten? Dann gestalte ich die Zukunft von KI mit, erschaffe etwas, bevor es mich abschafft. Schaffe Nutzen für andere, damit sie davon profitieren, statt davon überfahren zu werden. Das mache ich und es erfüllt mich. Und… es nimmt mir die Angst.
Bin ich Opfer oder Gestalter? Das ist immer die Frage, die geeignet ist, die Welt besser zu machen.
Dann sind wir so frei, die Verantwortung bei uns – und nicht so unfrei, die Schuld bei anderen – zu suchen und so diesen anderen die Macht über unser Handeln in die Hand zu geben. Dann habe ich und haben auch Sie die Möglichkeit, uns als Menschen, die Verantwortung übernehmen, zusammenzuschließen und so mehr Resonanz zu erzeugen.
Über was machen Sie sich aktuell Sorgen? Und was tun Sie aktiv dafür – und ich schreibe ganz bewusst „dafür“ und nicht „dagegen“ – dass sich Schritt für Schritt etwas zum Besseren verändert?
Torsten Osthus