„Der, die, das
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt, bleibt dumm …“
Text und Melodie des Intro-Lieds aus der Sesamstraße sind eingängig. Es bekräftigt die kleinen Zuschauer darin, die Welt durch das Fragenstellen zu entdecken.
Doch was für die „Kleinen“ gilt, stimmt für uns Erwachsene umso mehr. Und das erste Prinzip ist: Wer fragt, der führt. Denn reden kann jeder. Aber die Kunst, Fragen zu stellen, mit Interesse zuzuhören, ist ein essentielles Handwerkszeug – nicht nur für Führungskräfte, sondern für fast jede Form unserer Kommunikation.
Aber wer fragt, führt nicht nur, sondern mit Fragen entwickeln wir uns und auch andere weiter.
Oder: „Welches Buch hat Sie in Ihrem Leben am meisten inspiriert? Vom wem haben Sie am meisten gelernt? Was verstehen Sie unter…?“
Am Ende gilt: „Die Qualität unserer Fragen bestimmt die Qualität unseres Lebens.“ – diesen Ausspruch kennen Sie vielleicht. Und der gilt nicht nur für die Fragen an andere, sondern auch für die Fragen, die wir uns selbst stellen. Für jeden in der Führung, aber auch jeden, der sich weiterentwickeln will, gehört Fragen stellen zum Standardrepertoire.
Unser Leben bringt uns immer zu den Resultaten, die wir mit unserem Denken, unserer Haltung und unserem Handeln erzeugt haben. Als Führungskräfte sind wir das Ergebnis unserer Mitarbeiter. So gedacht, führen uns Fragen wie „Was ist meine Verantwortung, die zu diesem Ergebnis geführt hat?“ zu neuen Erkenntnissen, statt die Schuld im Außen zu suchen.
Genauso wie die Frage „Was ist gut daran?“, wenn wir vor großen Herausforderungen stehen. Oder mal auf Erfolge geschaut: „Was hat zu diesem Erfolg geführt?“ Das hilft uns, Muster oder Best Practices zu identifizieren, die wir wiederverwenden können. Mal ganz abgesehen davon, dass wir Erfolge auch angemessen wertschätzen.
Dadurch entwickeln wir uns und andere weiter. Und das ist nicht nur ein Bedürfnis, das mich und viele Menschen antreibt, sondern etwas, was es heute braucht, um in unserer zukünftig von KI getriebenen Welt unser Leben zu gestalten.
Oft sind es auch nur einfache Fragen, die uns zum Nachdenken anregen. So war es, als wir das Allotrope Framework Projekt gewonnen hatten und uns plötzlich viele große Software und Consulting Player fragten: „Wie habt ihr es geschafft, dieses Projekt zu gewinnen?“ Mir half diese Frage, die Essenz unserer Stärken auf den Punkt zu bringen.
Und manchmal können einfache Fragen auch zu unabsehbaren Folgen führen. So ist es mir letztes Jahr passiert. Ein Nahrungsergänzungsmittel-Experte hatte mir von neuen Studienergebnissen berichtet. Ich wollte es genau wissen und fragte nach: „Was ist denn Epigenetik?“, „Und was genau machen Telomere?“ Aufgrund der Antworten auf diese Fragen, stellte ich mein Leben komplett um. Und siehe da: Innerhalb von sechs Monaten habe ich mein biologisches Alter um 3,5 Jahre gesenkt.
Was Fragen doch alles bewirken können ….
Solche spannenden Impulse erhalte ich nicht, indem ich pausenlos von mir erzähle, sondern indem ich den anderen zu Wort kommen lasse. Manche sprechen von „Aktivem Zuhören“. Das mag sein, für mich ist es einfach: Zuhören und Interesse haben.
Grade für Führungskräfte ist das Fragenstellen ein mächtiges Tool. Während Anweisungen häufig zu Missverständnissen, fehlendem Engagement oder auch Widerstand, Diskussionen und Ablehnung führen, können Sie mit Fragen das Gespräch lenken und Ihre Mitarbeiter wirklich empowern. So verstehen Sie Ihr Gegenüber und holen es dort ab, wo er gerade steht. Und können dann die Richtung gemeinsam bestimmen.
Durch Nachfragen beugen Sie außerdem Missverständnissen vor: „Was hast du verstanden, was deine Aufgabe ist?“, „Von 1 bis 10 – Wie klar ist dir das Ziel?“, „Wie sicher bist du, dass du das Ziel erreichen wirst?“
Mit Hilfe von Fragen führe ich den Mitarbeiter dahin, sich Gedanken zu machen. „Welche Teilziele siehst du?“ Nach so einer Frage beginnt der Mitarbeiter, das Ziel für sich runterzubrechen. Er fängt an, zu planen und zu strukturieren. Die Impulse zu setzen, die den Mitarbeiter befähigen, loszugehen, das ist für mich Führungsarbeit par excellence.
Doch welche Bedeutung haben Fragen noch, wenn Antworten scheinbar nur einen Mausklick entfernt sind? Wie wirkt sich KI darauf aus? Ich denke, die Fähigkeit, gute Fragen zu stellen, gewinnt durch KI dramatisch an Bedeutung. Denn: Je klüger die Frage ist, die ich der KI stelle, desto bessere Ergebnisse erhalte ich. Je präziser eine Frage gestellt ist, desto treffsicherer sind die Antworten, die ich erhalte. Je klarer der Kontext, den ich mitgebe, umso hochwertiger das Ergebnis.
Also auch hier gilt: Wer fragt, der führt, und er kann seine Effizienz und Effektivität sogar multiplizieren.
Welche Frage wollen Sie heute noch stellen, die Sie selbst oder jemand in Ihrem Umfeld voran bringt? Von wem möchten Sie heute etwas lernen? Wie können Sie Ihre Ergebnisse multiplizieren? Oder für was sind Sie heute dankbar?
Torsten Osthus